Perspektive

P27 bringt die nordischen Länder auf den Weg zu beschleunigter Innovation im Zahlungsverkehr

Amit Bhute,

SVP, Global Head, Banking & Finanzdienstleistungen, Virtusa

Veröffentlicht: März 26, 2021

Schon vor der Pandemie führte die Bankenbranche Produkte und Dienstleistungen ein, die sich an digital orientierte Kunden richten. Zahlreiche Vorschriften und Compliance-Standards wie ISO 20022 wurden eingeführt, um sichere Transaktionen zu gewährleisten. Die Pandemie und die daraus resultierenden Lockdowns beschleunigten viele dieser Innovationen im Zahlungsverkehr in ganz Europa. Banken müssen agil bleiben und ihre Infrastruktur möglichst schnell modernisieren, um Kundenprioritäten wie Last-Minute-Abrechnungen und -Gehaltsabrechnungen zu erfüllen und Verbindlichkeiten zu verbessern.

Die nächsten Jahre werden voraussichtlich einen wichtigen Meilenstein in der Modernisierung des Zahlungsverkehrs in den nordischen Ländern darstellen. Nicht nur der Start von P27, der neuen grenzüberschreitenden Nordic Payments Platform, soll 2022 erfolgen. Auch das schwedische Clearingsystem Bankgirot wird einige Zahlungsarten wie Gehälter, Rechnungen und Renten einstellen. Dies wird zu einer Migration der Kunden weg von Bankgirot hin zum effizienteren Echtzeit-Clearingsystem von P27 führen, das moderne ISO 20022-Zahlungsstandards nutzt.

Als Fortsetzung des Blogbeitrags über die Entwicklung des Zahlungsverkehrs in den nordischen Ländern wird in diesem Blogbeitrag ein konkreter Plan vorgestellt, der die Schritte zur Verbesserung der Zahlungsverkehrssysteme in Europa aufzeigt. 

Es gibt vier Hauptbereiche, die von den aktuellen Initiativen der Banken betroffen sind, um die Echtzeit-Zahlungssysteme in den nordischen Ländern und Europa zu verbessern. Diese Bereiche sind:

  1. Verbesserung von Onboarding und Kundenkommunikation

    Die Erwartung von Unternehmen und Händlern ist es, die Vorteile der ISO-Standards zu nutzen, da dies auf Kundenseite schon lange eine Investition ist. Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie moderne Unternehmenslösungen und APIs nutzen, um die Onboarding-Zeit von Wochen auf Tage zu reduzieren. Traditionell sind die Integrationsprojekte zum Onboarding von Kunden arbeitsintensiv und technisch, mit zahlreichen manuellen Schritten. 

    Die Einrichtung einer digitalen, automatisierten Registrierungs-Website für die Eröffnung von Firmenkonten ist von entscheidender Bedeutung, da die Menge der Informationen wesentlich größer ist als bei Verbraucher-/Standardkonten. Außerdem umfassen Workflows für die Autorisierung von Unternehmen mehrere Quellen, wie z. B. Angaben zu Aktionären und Geschäftsführern oder Genehmigungen, die von allen Zeichnungsberechtigten benötigt werden.

    Die Verbesserung des Onboarding-Prozesses kann sich positiv auf Skaleneffekte auswirken, da solche Prozesse geografisch übergreifend übernommen werden können, z. B. Pay.UK, UK/US TCH

  2. Erweiterung des derzeit bestehenden Systems

    Die Modernisierung bestehender Systeme und die Sicherung von Daten kann erreicht werden, ohne dabei alle bestehenden Systeme vollständig ersetzen zu müssen. Durch den Aufbau neuer, parallel arbeitender Workflows ist es möglich, den aktuellen Betrieb aufrechtzuerhalten, während neue Produkte/Services die etablierten schrittweise ersetzen – mit einer zukunftssicheren Orchestrierung, die sowohl konform ist als auch von den Kunden geschätzt wird. Es ist wichtig, daran zu denken, dass die neue Infrastruktur in naher Zukunft um viele weitere APIs für Messaging und Dienste wie Zahlungsaufforderungen und Bestätigungen von Zahlungsempfängern erweitert wird.

  3. Definition einer Vision und Identifizierung von Möglichkeiten

    Banken sollten damit beginnen, die Vision und Strategie zu definieren, die sie verfolgen wollen, und die Geschäftsführung dazu bringen, den Business Case für die strategische Aufrüstung ihrer bestehenden Systeme für P27 Nordic Payments zu unterstützen. Der nächste Schritt wäre die Identifizierung potenzieller neuer Produktmöglichkeiten, die mit der Unternehmensvision übereinstimmen, aber auch die Realitäten der bestehenden Technologie und die betrieblichen Einschränkungen berücksichtigen. Die Möglichkeiten lassen sich einteilen in:

    1. Einfach erreichbare Ziele („Low Hanging Fruits“) – Produkte, die einfach zu implementieren sind, aber ein begrenztes Umsatzpotenzial haben, wie z. B. Bestätigungen von Zahlungsempfängern („Confirmation of Payee“) und P2P-Zahlungen

    2. Schnelle Erfolge („Quick Wins“) – Produkte, die einfacher zu implementieren sind, aber ein viel höheres Umsatzpotenzial haben, wie z. B. Bezahlen auf Rechnung („Pay by Account“) am PoS 

    3. Große Ziele („Big Goals“) – Produkte, die in der Umsetzung kompliziert sind, aber mit der langfristigen Ausrichtung der Bank übereinstimmen, wie z. B. Zahlungsaufforderungen („Request to Pay“). 

    4. Nicht lohnenswert („Not Worth Doing“) – Chancen, die nicht mit der strategischen Vision der Bank übereinstimmen und recht komplex in der Umsetzung sind 

    Sobald die Produktchancen identifiziert sind, ist es wichtig, eine Heatmap der betroffenen Systeme zu erstellen und sie mit den operativen Prozessen abzugleichen, die für P27 zwangsläufig angepasst werden müssen, wie z. B. Echtzeit-Liquiditätsmodellierung, Ausnahmenverarbeitung usw. Der Rest fließt in die IT- und Betriebsbereitstellungsphasen von Lösungsdesign, agilem Build, Branchen- und Schematests sowie Migration.  

  4. Notwendigkeit der kontinuierlichen Weiterentwicklung

    Bei P27 handelt es sich nicht nur um eine einmalige Infrastrukturänderung, sondern um eine grundlegende Veränderung der Art und Weise, wie Zahlungen getätigt werden. Das Schema definiert die Kerninfrastruktur, die es Banken und Finanzdienstleistern ermöglicht, innovativ zu sein und Overlay-Dienste zu erstellen. Banken sollten diese Chance nutzen, um Produkte und Dienstleistungen auf Basis von P27 agil zu entwickeln. Es wird dringend empfohlen, jetzt Entwicklungs- und Testautomatisierungs-Frameworks einzubauen, um schnelle Produktänderungen zu unterstützen.   

 

Akzeptanz von P27 

Die Entwicklung geht nun von Mainframe zu modularem Aufbau, und das ist der Schlüssel zum Erfolg mit P27. Die erste Version von P27 dient der reinen Verrechnung von Batch-Dateien, die Zahlungen für Rechnungen und Gehälter enthalten. Ja, dies ist eine deutliche Verbesserung, aber es stellt immer noch die Grundlage für den Echtzeitbetrieb dar. Es ist der erste Schritt, dem mehrere Releases folgen, wie z. B. Zahlungsaufforderungen, Bestätigungen von Zahlungsempfängern, die 2. Generation des Lastschriftverfahrens, die Geschäftsüberwachung und eine Vielzahl von zukünftigen Overlay-Services.  

 

Untersuchungen zu währungsübergreifenden Sofortzahlungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet mit der Sveriges Riksbank zusammen, um TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) zur Unterstützung des währungsübergreifenden Zahlungsverkehrs einzuführen. TIPS ist ein Service, der Zahlungen in Zentralbankgeld in Echtzeit und rund um die Uhr abwickelt. Er unterstützt derzeit die Abwicklung von Sofortzahlungen in Euro, ist aber auch für andere Währungen funktional geeignet. Ab Mai 2022 wird TIPS damit beginnen, Sofortzahlungen in Schwedischen Kronen abzuwickeln. Diese Interoperabilität ermöglicht es Verbrauchern, Geld in jedem Land des Euroraums zu kaufen/zu überweisen und in umgekehrter Richtung, wo ein Kunde im Euroraum auf dieselbe Weise Euro als Bezahlung für Waren in Schweden überweisen kann. 

Pay.UK verändert den Zahlungsverkehr im Vereinigten Königreich

Darüber hinaus arbeitet Pay.UK daran, die Art und Weise, wie Zahlungen im Vereinigten Königreich abgewickelt werden, zu verändern, und wird nach und nach all diese Produkte und Dienstleistungen näher zusammenbringen. Die Initiative soll die Schienen bauen, auf denen sich der britische Zahlungsverkehr bewegen wird. Durch Infrastruktur und Dienstleistungen ermöglicht Pay.UK jeden Tag Zahlungen in Höhe von 19,2 Milliarden Pfund. Pay.UK arbeitet gemeinsam mit dem Payment System Regulator (PSM) und der Bank of England (BoE) an der Definition der New Payments Architecture (NPA) und der grundlegenden Neugestaltung der Zahlungssysteme des Landes, die innerhalb der nächsten fünf Jahre eingeführt werden soll. 

 

Neue Schema-Trends integieren, um relevant zu bleiben

Echtzeit-Zahlungen werden den Banken, Unternehmen, Händlern, Verbrauchern und der Allgemeinheit folgende Vorteile bringen: 

  • Bietet schnellere Geldtransfers und automatisierten Abgleich 
  • Entwicklung neuer Produkte auf Basis von Zahlungsaufforderungen („Request to Pay“), die zum neuen Standard werden
  • Erhöhte Transparenz im Zahlungsverkehr durch besseres Cash-Management 
  • Unterstützung von Unternehmen bei der Bewältigung des Tagesgeschäfts durch Verbesserung von Liquidität und Prognosen

 

Speaker

Amit Bhute

SVP, Global Head, Banking & Finanzdienstleistungen, Virtusa

Amit leitet das Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäft von Virtusa weltweit. Er verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Beratung von BFSI- und Technologieunternehmen, um die digitale Transformation voranzutreiben und die Umsatzgenerierung durch neue und innovative Geschäftsmodelle zu beschleunigen.

Er ist verantwortlich für das Verständnis von Trends und Vorschriften im Bankenmarkt und entwickelt gleichzeitig die Fähigkeiten von Virtusa, um unseren Kunden zu helfen, diese Trends zu nutzen. Er interagiert eng mit den Führungskräften der Finanzdienstleistungsbranche für die wichtigsten Kunden von Virtusa und ist Mitglied des Transformationsausschusses & für strategische Programme.

Er schreibt gerne Blogs, Artikel und liest Fachzeitschriften für das Bankwesen. Außerdem ist er Redner auf verschiedenen Branchenplattformen wie SIBOS, IDC-Veranstaltungen, Kunden-, Partner- und Analystenveranstaltungen.

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